Alma Schneider
weakers
Just reach out
Wem fällt es besonders schwer über Gefühle zu sprechen? Die häufigste Antwort auf diese Frage lautet in der Schweiz: Jungen Männern. Auch Pro Juventute hat erkannt, wie wichtig es ist, das Thema der psychischen Gesundheit in der Gruppe der 13- bis 20-jährigen Jungs und Männer zu platzieren, bisher leider mässig erfolgreich.
Dabei ist frühzeitige Prävention und Aufklärung wichtiger denn je: Allein im Jahr 2020 gab es unter den Männern in der Schweiz durchschnittlich rund 13,7 Suizide auf 100.000 Einwohner. Bei den Frauen lag die Rate mit 5,4 Fällen auf 100.000 Einwohner bei weniger als der Hälfte.
Plakate der Kampagne weakers x 147
Wichtigstes Tool im Kampf gegen psychische Krisen und Erkrankungen ist die Prävention. Doch genau diese Zielgruppe lässt sich oft nur schwer erreichen oder erfährt erst gar nicht von den existierenden Hilfsangeboten.
Ich habe mich mit jungen Männern darüber ausgetauscht, welche Dinge sie lieben, worüber sie gerne reden, welche Bildwelten ihnen entsprechen und wie sie untereinander kommunizieren. Ich habe versucht mich in sie hinein zu versetzen, einzufühlen, um aus ihrer Perspektive heraus eine Kampagne zu konzipieren, ohne in die überall lauernde Cringe-Falle zu tappen.
Doch wie pirscht man sich an diese schwer erreichbare Zielgruppe heran? Welche Signale muss man aussenden, um ihr Interesse zu wecken? Wie gelingt es, die richtige visuelle Sprache zu nutzen, ohne grobe ästhetische Rechtschreibfehler zu machen? Wie müsste also eine Strategie aussehen, die es schafft, ein Thema wie «Gefühle zeigen» mit der nötigen Portion Cool-Culture und Street-Credibility zu vermischen?
Die Umdeutung von Logo und Sneaker, konkret des bekannten «Tn» von Nike, sind nahe genug am Original, um mit ihm verwechselt zu werden. Kurz, aber nur ganz kurz könnte man denken, die konzipierte Kampagne sei eine Nike-Kampagne, um gleich darauf zu merken, dass es etwas ganz anderes ist. Die Weakers-Kampagne nutzt das Moment der Irritation, das jugendliche Männer im besten Fall dazu anregt, mehr erfahren zu wollen.
Genauso wie Du sie sich heute um das Äussere ihrer Tn’s kümmern, könnten sie sich schon bald auch um ihr Inneres sorgen: Jeder fühlt sich mal abgetragen, ausgeleiert und unbequem. Wenn Du dich so fühlst und deine Homies gerade kein offenes Ohr haben, ruf an!