Sissy Kuhlmann

Mental Music


Es braucht ein neues Bewusstsein dafür, wie sehr Musik unsere Stimmungen beeinflusst. Apps wie Spotify werden in der Zukunft ein selbstverständliches Werkzeug zur Regulation unserer Gefühle sein.

Der neue Spotify-Jahresrückblick macht die Zusammenhänge von Musik und Mental Health deutlich und legt zugleich offen, wie sehr unsere Nutzung der App und unsere Identität miteinander verknüpft sind.




Die Musik, die wir auswählen und hören, spielt mit unserer Stimmung und unserem Wohlbefinden, ob wir es bewusst einsetzen oder nicht. Fühlen wir uns traurig, greifen wir oft zu trauriger Musik, um uns in unserem Gefühl bestätigt zu fühlen. Andererseits können uns bestimmte Songs plötzlich in eine vollkommen andere Stimmung versetzen. Die Musik hilft und unterstützt uns, indem sie uns ermöglicht, unsere Gefühlsrealität aktiv zu formen und zu verändern.

Durch die Analyse des Hörverhaltens sind Apps wie Spotify längst mehr als nur Streaming-Dienste. Sie erkennen anhand der gesammelten Daten, wie wir uns fühlen und können uns dabei unterstützen, unsere Gefühlslage gezielt zu steuern.

Bereits heute lassen sich Weak Signals in diese Richtung beobachten, so  etwa in der breit gefächerten und offiziell anerkannten Kategorie «Mood» bei Spotify, unter der diverse Playlists versammelt sind.
Das Potential dieser extrem umfangreichen und hochauflösenden Daten wird jedoch nicht ausgeschöpft. Spotify verrät uns (noch) nichts darüber, wie unsere täglichen Stimmungen und unser Musikkonsum zusammenhängen.

Deshalb verrate ich es: Im Format eines brandaktuellen Jahresrückblickes habe ich die Zusammenhänge zwischen meinem eigenen Hörverhalten und meiner Gefühlslage festgehalten. Dieser etwas andere Jahresrückblick gibt Einblick in meine diesjährigen Moods, mein Hörverhalten, meine Identität und vieles mehr. Mit dem Teilen des Rückblicks auf meinen Sozialen Kanälen trage ich zur Sensibilisierung für das Thema bei und kläre zugleich über die wundersamen Zusammenhänge von Musik und Moods auf.


Prozess



Mein Miro-Board, der Ort an dem ich alles, also von der Recherche und ersten Moodboards, zum Storyboard bis hin zu Überlegungen zur Umsetzung, festgehalten habe. Um einen genaueren Einblick zu erhalten und in die einzelnen Phasen blicken zu können, hier der Link dazu:

mein miro board︎︎︎


Selbstexperiment

Angefangen habe ich, indem ich mein eignenes Hörverhalten untersucht und analysiert habe. Dabei beobachtete ich mich selbst, von morgends bis abends, im Zug auf dem Weg zur Hochschule, in der Dusche (singend) und spät ich der Nacht, tanzend oder aber heulend. Dies zeigte mir, wie gross der Einfluss meines Hörverhaltens und meiner Musik tatsächlich auf meine Gefühle und Stimmungen ist. Die grössten Erkenntnisse waren einerseits, dass ich bei trauriger Stimmung auch zu melancholischer Musik greife, was dazu führt, dass ich mich noch trauriger als zuvor fühle und andererseits, dass gewisse Songs, egal in welcher Stimmung ich mich befinde, die Eigenschaft haben, dass sie mich völlig ins positive Spektrum der Gefühle katapultieren können, sodass ich durch das hören dieser Songs plötzlich äusserst selbstbewusst durch die Strassen Zürichs lief. Auf dem Miro-Board habe ich ich alles, was mir aufgefallen ist, festgehalten; von Top Songs, zu Gefühlen die durch diese Songs ausgelöst wurden bis zu Datenpunkten, welche über mein Hörverhalten bekannt sind. 


Datenpunkte

Um tatsächlich einen Datenbasierten (neuen) Jahresrückblick zu gestalten, musste ich erst wissen, was für Datenpunkte Spotify über seine User:innen überhaupt erheben kann. Da Spotify diese nicht alle von selbst veröffentlicht, habe ich auch hier mein eigenes Hörverhalten als Reflexionsmittel und Grundlage verwendet. Mit Hilfe dieser Datenpunkte, bin ich auf neue Kategorien gekommen, welche die Identitäten und Stimmungen der User:innen messen können.


State of the Art

Nebst dem Inhalt wollte ich mich auch dem Look des Spotify Jahresrückblickes widmen. Obwohl die offiziellen Jahresrückblicke von Spotify jährlich in einem anderen Look daher komen, scheinen sie nie ganz den Nerv der Zeit zu treffen, Deswegen war es mir ein Anliegen, dass das neue Erscheinungsbild die Stimmung von 2022 wiederspiegelt und trotzdem erkennbar bleibt, dass es sich um den Spotify Jahresrückblick handelt. 


Umsetzung



Dies ist nun das Ergebnis meiner Recherchen und gestalterischen Umsetzung. Der neue Spotify-Jahresrückblick zeigt ganz offen und ehrlich die Zusammenhänge von Musik und Mental Health und legt zugleich offen, wie sehr unsere Nutzung der App und unsere Identität miteinander verknüpft sind. Der entstandene Jahresrückblick ist sehr intim, es entsteht jedoch trotzdem das Bedürfnis, ihn teilen zu wollen und seine Identität den Mitmenschen zu kommunizieren. Mit dem Sharing dieser Information könnte es gelingen, Mentale (Un-) Gesundheit entgültig zu enttabuisieren und vor allem über den Einfluss von Musik aufzuklären.

Bei meinem eigenen Sharing (auf meiner Instagram Story) haben sich viele meiner Mitmenschen bei mir gemeldet, entweder weil sie meinen Jahresrückblick einfach spannend fanden oder aber, um mich zu fragen, wo sie ihren eigenen finden können.