Anja Rötheli & Noëlle Schmid 
NOTI — Zwischennotizen


Die Kommunikation zwischen Jugendlichen und Eltern birgt seit jeher viel Konfliktpotenzial. NOTI agiert als Vermittler zwischen den Generationen und ermöglicht Nähe durch Distanz.




Konzept 


Der Wunsch nach Abgrenzung und Unabhängigkeit ist bei Jugendlichen besonders ausgeprägt. In diesem Lebensabschnitt ist es deshalb schwierig, mit den Eltern zu kommunizieren. Zusätzlich verstärkt die Digitalisierung die Divergenz zwischen den beiden Lebenswelten. Das erhöht die Hemmschwelle, persönliche Themen im Gespräch mit ihren Eltern zu besprechen, noch mehr.

Während es für Eltern zahlreiche Ratgeber für die erfolgreiche Kommunikation mit dem vermeintlich unerreichbaren, unzuverlässigen, nicht greifbaren jugendlichem Nachwuchs gibt, lassen sich für Jugendliche so gut wie keine Angebote finden, die ihnen ihrerseits den Zugang zu den Eltern erleichtern.

Vielen Jugendlichen fehlt das passende Vokabular, ihre wechselnden Bedürfnisse nach Nähe oder Abgrenzung und Distanz zu kommunizieren, was nicht selten zu Konflikten führt. Um die eigenen Wünsche zu äussern, müssen sie die Fähigkeit entwicklen, diese wahrzunehmen und auch benennen zu können. NOTI, ein Set von Haftnotizen, will sie dabei unterstützen, indem es die Kommunikation zwischen ihnen und ihren Eltern einfacher und lustvoller gestaltet. NOTI funktioniert als Starthilfe für die intergenerationelle Kommunikation. Insbesondere dann, wenn ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht gerade schwer vorstellbar ist, ermöglicht NOTI es Familienmitgliedern, in Verbindung zu bleiben und Nähe herzustellen – auch ohne Körper- und Blickkontakt oder mündlichen Austausch.

Mit bereits vorgedruckten Inhalten erweitern die Jugendlichen ihren Wortschatz und werden dazu angeregt, eigene Bedürfnisse und Wünsche zu formulieren. Die Notizen können und sollen durch persönliche Ergänzungen und Änderungen individualisiert werden. Die Haftnotizen dienen den Jugendlichen als vermittelndes Kommunikationstool an der eigenen Zimmertür, als der Schnittstelle zwischen den eigenen vier Wänden und den gemeinsam genutzten Räumen. Indem sie Nähe durch Distanz ermöglichen, bieten die Zwischennotizen eine Kommunikationsform, die auch und gerade in Konfliktsituationen benutzt werden kann.



Gestaltung


Beide gestalterischen Entwürfe zielen darauf ab, Jugendliche auf eine spielerische Art und Weise anzusprechen, die es ihnen erleichtert, Dinge aufzuschreiben, die auszusprechen schwierig sind. Ihre offene Gestaltung ermutigt zum Personalisieren und Eingreifen. Ihre Sprache ist für beide Generationen einfach, verständlich und greifbar. Farbcodes gliedern die Notizen in vier Kategorien: Abgrenzung und Distanz, Nähe und Unterstützung, Dankbarkeit sowie neutrale Vorlagen. Im Set inbegriffen ist ein Manual für die Verwendung mit einem Link zum Download von WhatsApp-Stickern. Diese dienen als digitale Erweiterung für die Kommunikation via Chat.


NOTI soll direkt und kostenlos allen Jugendlichen in der Schule verteilt werden. Die Eltern werden in einem separaten Schreiben über NOTI informiert, erhalten Hinweise und Tipps für den Umgang mit den Zwischennotizen. Eine Plakatkampagne soll die Sichtbarkeit und das Bewusstsein für NOTI stärken. Sie richtet sich einerseits an die Jugendlichen, indem sie partizipatives Vervollständigen zulässt. Andererseits macht sie die Eltern auf das Produkt aufmerksam.

In der Umsetzung von Noëlle Schmid werden die sprachlichen und inhaltlichen Eigenheiten durch die Gestaltung verstärkt. Tonfall und Lautstärke spiegeln sich in den spielerisch typografischen Anordnungen. Weissräume und Leerstellen lassen Freiraum für die Personalisierung der Notizen.
Die Umsetzung von Anja Rötheli zeichnet sich durch die Verwendung verschiedener Handschriften aus. Diese illustrativen Variationen animieren zum eigenhändigen Ausfüllen und Ergänzen. Gleichzeitig unterstützen die gezeichneten Schriftzüge die einzelnen Aussagen inhaltlich und verleihen ihnen Charakter.


Prozess